Heimat- und Verkehrsverein Bramsche wird 125 Jahre alt
Ausstellung geplant
Bramscher Nachrichten, 18. Februar 2013
Seit 125 Jahren gibt es den Bramscher Heimat- und Verkehrsverein. Auf der Jahreshauptversammlung im Fasanenkrug blickten die Mitglieder und der Vereins-vorsitzende Gerhard Müller deshalb auch auf die in den kommenden Monaten geplanten Jubiläumsaktivitäten.
Gerhard Müller (rechts) bedankte sich im Namen des Heimat- und Verkehrsvereins
bei Maurice Ferne mit der Übergabe eines Präsentkorbes.
Foto: Sascha Knapek
Einen Blick auf die kommenden Monate und die Feier des 125-jährigen Bestehens des Vereins warf auch Bürgermeisterin Liesel Höltermann in ihrem Grußwort. Gerhard Müller kündigte zudem eine Ausstellung zum Thema „Industrie- und Handwerksgeschichte in Bramsche“ (vom 29.10. bis 13.11.2013 im Tuchmacher Museum) an und wies darauf hin, dass die umfangreiche Pflege des Zeitungsarchivs auch 2013 wieder einen wichtigen Punkt des Vereinslebens ausmachen werde.
Beim Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr ging der Vorsitzende Gerhard Müller auf die durchgeführten Städte- und Studienfahrten nach Haselünne und Essen ein. Darüber hinaus seien das 25. Jubiläum des traditionellen „Historischen Essens“ im Gasthof Schlatsburg und das in der Kornmühle des Tuchmacher Museums abgehaltene Weihnachtskonzert mit der Gruppe „Drie-wers“ zu den Höhepunkten des Jahres 2012 zu zählen, konstatierte Müller.
Erwähnung fanden hierbei auch die in fünf Etappen durchgeführte Wanderung auf dem Pickerweg, zehn Nachmittags- und Halbtagswanderungen und zwei Fahrradwanderungen, die der Verein im vergangenen Jahr veranstaltet hat. Ihre Wanderwoche verbrachten die Mitglieder des Heimat- und Verkehrsvereins im fränkischen Haßberge.
Ein besonderes Dankeschön sprach Gerhard Müller im Namen des gesamten Vereins an Maurice Ferne aus. Das längjährige Vereinsmitglied schied nach 15 Jahren als Städtewart aus, und Müller bedankte sich für Fernes herausragendes Engagement mit einem Präsentkorb.
Abgeschlossen wurde die Versammlung mit inbegriffenem Grünkohlessen durch einen Vortrag von Wolfgang Olthus. Passend zum Heimat- und Verkehrsverein der Hasestadt referierte er über das Thema „Mein Name ist Hase – Geschichte und Geschichten eines norddeutschen Flusses“.
Karl-Heinz Stock arbeitet ehrenamtlich im Keller
Der Wart des Glockenspiels
Bramscher Nachrichten, 9. März 2013
bjd – Unter der Erde und zugleich in luftiger Höhe ist Karl-Heinz Stock ehrenamtlich tätig. Wie das geht? Er betreut für den Bramscher Heimat- und Verkehrsverein das Glockenspiel im Giebel der Mühlenstraße 11. Gesteuert wird dieses von einem winzigen Kellerraum aus.
Seit 25 Jahren betreut der heute pensionierte Musiklehrer Karl-Heinz Stock das Glockenspiel des
Bramscher Heimat- und Verkehrsvereins. Die Klangkörper werden von einem Kellerraum aus gesteuert.
Foto: Björn Dieckmann
„Mit einem Keyboard spiele ich die Lieder ein, die dann in ein Speichergerät eingelesen werden“, erklärt Stock. An diesem Steuerungsgerät kann er dann einstellen, welche Melodien das Glockenspiel wiedergeben soll. „Ich habe fast 60 Lieder gespeichert“, berichtet Stock weiter.
Welche Melodien das Glockenspiel mit seinen insgesamt 16 Klangkörpern wiedergibt, richtet Stock zum einen nach dem Jahreszeiten aus. In dieser Woche stellte er von winterlichen Weisen auf Im Märzen der Bauer“ und ein Frühlingslied um. Eine wichtige Rolle spielen zum anderen aber auch die christlichen Feiertage. „Es sind recht viele weihnachtliche Lieder eingespeichert, im Advent wechsele ich die Liedfolge deshalb etwas häufiger“, so Stock weiter.
Wie lange Karl-Heinz Stock in seiner Funktion als „Glockenspielwart“ für den Bramscher Heimatverein schon tätig ist, weiß er selbst gar nicht mal genau. „Solange es das Glockenspiel eben schon gibt“, kann er als einzigen Zeitraum benennen.
Seit 1988, als der Heimat- und Verkehrsverein sein hundertjähriges Bestehen feierte, erklingt das Glockenspiel mehrmals täglich vom Giebel des Hauses der Familie Nollmann – so lange also ist Stock schon in diesem Ehrenamt aktiv, feiert 2013 sein 25-jähriges Jubiläum, ohne es zu wissen. Das Vereinsmitglied Rudolf Nollmann stellte den Platz zur Verfügung und finanzierte das Vorhaben auch weitgehend.
Dass Karl-Heinz Stock vom damaligen Vorsitzenden Werner Sielemann mit der Betreuung des Glockenspiels betraut wurde, ist kein Zufall: Der damals aktive und heute pensionierte Musiklehrer Stock ist quasi prädestiniert dafür – die Musik war und ist für ihn Beruf und Berufung, das Ehrenamt war immer und ist auch noch Ehrensache.
Bramscher Wahrzeichen „Alte Post“ bleibt erst einmal zu
Wirt meldet Insolvenz an
Bramscher Nachrichten, 28. März 2013
be – Viele Tränen flossen gestern in der Gaststätte „Alte Post“. Die Mitarbeiterinnen trafen sich dort mit ihrem Chef zum finalen Aufräumen. Denn Lothar Dierkes hat private wie betriebliche Insolvenz angemeldet. Wie es mit ihm und dem gastronomischen Aushängeschild der Stadt in der Fußgängerzone weitergeht, steht in den Sternen.
Wirt mit Leib und Seele: Lothar Dierkes.
Archivfoto: Johannes Kapitza
Statt Speisekarten: ein Hinweis für die Gäste.
Städtisches Eigentum:, die „Alte Post“.
Fotos: Björn Dieckmann
„Ich habe keinen anderen Ausweg als die Insolvenz mehr gesehen. Ich packe das auch nervlich nicht mehr“, sagt Dierkes, der fast 15 Jahre lang Wirt der „Alten Post“ gewesen ist, in denen er sich eine große und treue Stammkundschaft aufgebaut hat. So hängt auch das überraschende Aus keineswegs mit schwindenden Besucherzahlen zusammen. „Wir haben hier nach wie vor tollen Zulauf“, betont der 57-Jährige.
Woran hat es denn dann gelegen? Es entspricht dem stets korrekten Wesen von Lothar Dierkes, dass er da erst einmal bei sich selbst anfängt: „Ich habe Fehler gemacht“, gesteht er Nachlässigkeiten bei der Kalkulation von Waren- und Personaleinsatz. Die Personalkosten seien zu hoch gewesen, „da hätte ich aufpassen müssen“. Zwei Betriebsprüfungen durch das Finanzamt in den letzten fünf Jahren taten ein Übriges, denn der Wirt, der selbst jeden Tag von der ersten bis zur letzten Minute hinter dem Tresen stand, hat sich im dichten Netzwerk komplizierter und nicht immer logischer Bestimmungen verheddert. Ein Beispiel: Der Wirt stellt seinem Personal eine Kiste Limonade in der Küche bereit, um den Durst zu löschen. Da die Bestimmung für das Personal in den Büchern nicht vermerkt ist, setzen die Prüfer einen Verkaufspreis von 120 Euro ein – das würde die Kiste im glasweisen Ausschank an die Gäste bringen. Eine Kiste pro Woche, 52 im Jahr – da kommt mehr zusammen, als man ahnt.
Schließlich sind in den letzten Jahren mit den Energiepreisen die Betriebskosten explodiert. Der Stadt als Verpächter macht Dierkes keinen Vorwurf. „Dass Strom und Gas so viel teurer werden, konnten die ja auch nicht ahnen“, so Dierkes. Immerhin ist Geld für eine energetische Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes jetzt im städtischen Haushalt vorgesehen.
Seit 1986 in Bramsche
Dierkes nutzt das nach Lage der Dinge allerdings nichts mehr. Fast 40 Jahre ist der gebürtige Kasseler in der Gastronomie tätig, seit 1986 in Bramsche, wo er zunächst im Hotel Idingshof arbeitete. „In der Gastronomie werden ja immer Leute gesucht“, macht er sich Mut. Ob es für ihn vielleicht doch eine Zukunft in der „Alten Post“ gibt? Die Augen schimmern feucht. „Ich muss erst einmal Abstand gewinnen“, sagt Dierkes. Die Stadt muss nun sehen, wie es mit ihrem Vorzeigeobjekt weitergehen kann. Eile ist geboten, auch mit Blick auf Stadtfest und Sommerkulturprogramm (siehe Bericht unten auf dieser Seite).
Selbst treue Stammgäste wie Christian Maas oder Mecki Thiele sind geschockt, weil sie nichts von dem Ausmaß der Probleme geahnt haben. „Das ist mir heute Nacht aufs Bett gekommen“, gesteht Maas, der nun zusammen mit Thiele die traurige Aufgabe hat, den Sparclub der Gaststätte abzuwickeln. Die 120 Stammgäste, die „bei Lothar“ ein Sparfach haben, sollen in den nächsten Wochen Schecks über ihr Guthaben bekommen. Die Verteilung wird an den drei Donnerstagen nach Ostern jeweils von 18 bis 20 Uhr in der Gaststätte „Rebano“ abgewickelt. Auskünfte dazu geben Christian Maas (Tel. 0173/2997999) und Mecki Thiele (0174/9710852. „Das ist mir wichtig, dass das korrekt abgewickelt wird, betont Lothar Dierkes so korrekt, ehrlich und gewissenhaft, wie ihn die Bramscher in 15 Jahren kennengelernt haben.
Seit dem 17. Jahrhundert, als der Kaufmann Heinrich Pörtner das Haus erwarb, ist die heutige „Alte Post“ ein Symbol für Gastlichkeit in Bramsche. Damals kehrten Reisende hier ein, die mit der Postkutsche von Hannover in die Niederlande oder von Bremen nach Münster unterwegs waren. Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts setzte sich der Heimat- und Verkehrsverein Bramsche für den Erhalt des damals verfallenden Hauses ein. Die Stadt hat es gekauft und als stilvolle Gaststätte hergerichtet.
Stadt Bramsche will „das Wahrzeichen Alte Post erhalten“
Reaktionen auf Insolvenzantrag
Bramscher Nachrichten, 28. März 2013
be – Wie geht es weiter mit der „Alten Post“? Diese Frage stellt sich auch beim Eigentümer, der Stadt Bramsche, und bei der Stadtmarketing GmbH, die für ihre sommerlichen Veranstaltungen auf dem Kirchplatz auf eine funktionierende Gastronomie baut.
Ein beliebter Treffpunkt ist der Kirchplatz jedes Jahr in den Sommermonaten
bei den wöchentlichen Konzerten auch dank des Angebots der „Alten Post“.
Archiv-Foto: Heiner Beinke
Am Dienstag wurden beide Stellen von Pächter Lothar Dierkes über die aktuelle Entwicklung informiert. „Wir sind überaus betrübt“, sagt die städtische Pressesprecherin Dagmar Paschen. In den vergangenen 15 Jahren sei eine „sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit“ erwachsen. Auch Stadtmarketing-Geschäftsführer Wolfgang Kirchner war „negativ überrascht“ von der zumindest vorübergehenden Schließung der „Alten Post“.
„Wir müssen und wollen erst einmal abwarten, welchen Weg der Insolvenzantrag von Herrn Dierkes nimmt“, erklären Paschen und Kirchner unisono, dass es so kurzfristig noch keine konkreten Überlegungen zur Zukunft der „Alten Post“ gegeben habe. Der Pachtvertrag von Dierkes läuft eigentlich noch bis Ende Januar nächsten Jahres. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, mit ihm wenigstens bis dahin weiterzumachen, wäre das eine gute Lösung“, meint Kirchner. Bis mehr Klarheit herrsche, könnten nach seiner Einschätzung aber noch einige Wochen vergehen.
In diesem Zeitraum rückt allerdings schon das Bramscher Stadtfest am letzten Mai-Wochen-ende näher. Der Getränkepavillon vor der „Alten Post“ ist dabei traditionell besonders in den Abendstunden ein Anlaufpunkt – und wird dort auch in diesem Jahr am 24. und 25. Mai stehen, versichert Kirchner. Ob er von Dierkes und seinem Team betrieben werde, sei noch unklar. „Die Verträge mit dem Getränkelieferanten sind davon unabhängig“, so der Stadtmarketing-Ge-schäftsführer.
Etwas größere Sorgen bereitet Kirchner die weitere Jahresplanung: „Ein Sommerkultur-Programm ohne die Alte Post ist fast undenkbar“, verweist er darauf, dass zur Beliebtheit der Donnerstags-Konzerte auf dem Kirchplatz ganz wesentlich das gastronomische Angebot beiträgt. „Da müssen wir gegebenenfalls eine neue Lösung finden.“ Unabhängig davon, wie diese aussehen könnte, würden die Konzerte aber auf jeden Fall stattfinden. „Für die meisten der neun Termine sind die Musiker schon gebucht.“
Wie die Stadt als Eigentümerin der „Alten Post“ weiter vorgeht, ist derweil noch ungewiss. Nur eines sei, so betont Sprecherin Dagmar Paschen, auf jeden Fall sicher: „Die Stadt wird die Alte Post als Wahrzeichen und beliebten Treffpunkt erhalten.“ Bisher vorgesehen war, das Gebäude spätestens zum Ablauf des Pachtvertrages mit Dierkes einer Grundsanierung zu unterziehen. „Dafür sind bereits finanzielle Mittel im aktuellen Haushalt vorgesehen“, erklärt Sprecherin Dagmar Paschen. Möglicherweise müssten diese geplanten Arbeiten nun vorgezogen werden, „wenn die Tendenz dahin geht, dass wir einen neuen Pächter suchen müssen“, sagt Paschen. Schließlich habe es „wenig Sinn, wenn erst ein neuer Betreiber reingeht und wir kurz darauf für die Sanierung wieder schließen“.
Allseits Bedauern in Bramsche über das Aus der „Alten Post“
Kommentare auf Facebook
Bramscher Nachrichten, 3. April 2013
bjd – Vielfältige Reaktionen in der Bramscher Bevölkerung, aber auch in der Politik hat der Insolvenzantrag des „Alte Post“-Pächters Lothar Dierkes hervorgerufen.
Das Haus „Am Markt No. 1“, die „Alte Post“, bleibt vorübergehend geschlossen.
Foto: Björn Dieckmann
Ob auf dem Wochenmarkt oder auf der Facebook-Seite der Bramscher Nachrichten: Die vorläufige Schließung der „Alten Post“ am Kirchplatz war allseits das Thema Nr. 1. Viele Nutzer schrieben Kommentare und bedauerten die Entwicklung sowie die persönliche Situation von Lothar Dierkes.
„Ich finde es sehr schade. Für Bramsche und für Lothar Dierkes“, schreibt eine Kommentatorin, die die „freundliche Art und Ansprache“ des Wirtes herausstellt. Eine andere Nutzerin ist „total entsetzt“ und „richtig traurig“ über die Schließung der „Alten Post“.
Zur grundsätzlichen Situation der Bramscher Gastronomie schreibt ein Facebook-Nutzer, es sei „seit Jahren der Wurm drin, zu hohe Pacht-, Energie- und Abgabekosten (Lohn/Steuern) machen ein wirtschaftliches Wirtschaften (schönes Wortspiel) beinahe unmöglich“. Einhellig wünschen sich die Kommentatoren auf der BN-Facebookseite, schnellstens wieder Leben in die „Alte Post“ zu bringen.
Dies ist laut einer Pressemitteilung auch das erklärte Ziel der Neuen Mehrheit im Stadtrat. „Das Beste wäre, Lothar Dierkes würde in irgendeiner Form weitermachen“, wird der Fraktionssprecher von Bündnis 90/Grünen, Dieter Sieksmeyer, in dem Schreiben zitiert. Es sei „wichtig für die Stadt, dass es an dieser zentralen Stelle ein attraktives gastronomisches Angebot gibt“, stellt laut der Pressemitteilung der Sprecher der CDU-FDP-Ballmann-Gruppe, Andreas Quebbemann, fest. Die Frage der Pachteinnahmen für das städtische Gebäude seien dem unterzuordnen.
„Eine klare Absage“ erteile die Neue Mehrheit „jeglichen Überlegungen einer anderweitigen Nutzung des Gebäudes“. CDU-Stadtratsmitglied Ernst-August Rothert stellt in Aussicht, dass örtliche Mitglieder des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) beim Stadtfest und den Sommerkultur-Konzerten eine mögliche Schließung der „Alten Post“ überbrücken könnten.