Heimat- und Verkehrsverein Bramsche

Berichte 2014

Mit ein paar Klicks in die Bramscher Vergangenheit

Zeitungsarchiv jetzt digital

Bramscher Nachrichten, 14. Februar 2014

Abriss Amtsgericht Bramsche

1962 berichteten die Bramscher Nachrichten über den Abriss des Amtsgerichtes.

Den Zeitungsausschnitt hat Günter Surendorf digital archiviert.
Foto: Günter Surendorf

Surendorf und Goltze HVV Bramsche

Surendorf und Goltze
Foto: Hildegard Wekenborg-Placke

wek – Wer Interesse an Bramscher Stadtgeschichte hat oder etwas über seine Vorfahren erfahren möchte, muss nicht mehr mühsam dicke Zeitungsbände wälzen. Archiv-Mitarbeiter Günter Surendorf hat alle Jahrgänge der Bramscher Nachrichten seit der Gründung im Jahr 1894 fotografiert und digital archiviert – und noch vieles mehr.

Der Suchauftrag war klar: „In Bramsche gab es doch mal ein Amtsgericht. Das ist irgendwann abgerissen worden“, erinnert sich ein stadtgeschichtlich bewanderter Kollege. Dazu müsste doch mehr herauszufinden sein. Und richtig – Günter Surendorf braucht dazu nur ein paar Klicks. Zum Suchwort „Amtsgericht“ vermeldet der Rechner im Dachgeschoss des Parteienhauses am Heinrich-Beerbom-Platz im Handumdrehen eine lange Reihe von Treffern. Nicht immer sind die Daten klar zuzuordnen. Der frühere Schulleiter der Meyerhofschule ließ seine Schüler Zeitungsausschnitte sammeln und aufkleben“, erklärt das wandelnde Stadtgedächtnis Surendorf. Dabei wurde wohl hin und wieder das Datum vergessen. Manches lässt sich aber aus dem Umfeld erschließen. So beispielsweise, dass der Trend zu größeren Einheiten auch vor der Justiz nicht haltmachte.

Anfang der Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts saßen schon längst keine Übeltäter mehr in den Arrestzellen am Amtsgericht mehr ein. 1962 wurde der Zellentrakt abgerissen, ebenso wie einige kleinere Nebengebäude, um auf dem Platz zwischen Gericht und „Altdeutscher Bierstube“ einen Parkplatz und Fahrradständer anzulegen. „Sicher wird diese Maßnahme helfen, die Verkehrsdichte vor dem Amtsgericht zu entlasten“, schrieben damals die Bramscher Nachrichten. Aber die Tage des Gerichts waren gezählt. Im September 1969 lautet die Schlagzeile „Schicksal der kleinen Amtsgerichte bleibt vorerst im Dunkeln“. Der BN-Fotograf illustriert das mit einem Foto, das die Fassade zeigt, die mit dicken Bohlen abgestützt werden muss. Am 10. Januar wird dann endgültig vermeldet: Das Amtsgericht wurde abgerissen.

„Soda“-Brücken

Die Suche ließe sich beliebig ausdehnen. „Kennen Sie die Bramscher So-da-Brücken‘“, fragt Archivleiter Erich Goltze. Ratlosigkeit. „Das waren die Brücken, die im Vorfeld des Baus der Umgehungsstraße/B68 gebaut wurden und dann bestimmt zehn Jahre in der Gegend herumstanden, ohne dass weiter etwas passierte.“ Wieder nur ein paar Klicks. Günter Surendorf zaubert Fotos von der Brücke am Grünegräser Weg auf den Bildschirm, die über ein Stück Brachland führt. Eine Schnellstraße sucht der Betrachter vergeblich. Dafür hat Surendorf ein paar Dönkes von Menschen parat, die entlang der Bahnstrecke oder der geplanten Straßentrasse wohnten und hin und wieder bierselig im Straßengraben landeten.

Seit sechs Jahren ist Surendorf schon dabei, die Bramscher Stadtgeschichte zu digitalisieren. Dabei beschränkt er sich nicht auf die Bramscher Nachrichten. Auch die „Freie Presse“, die als Konkurrenzblatt von 1951 bis 1967 erschien, hat er mit aufgenommen. Akribisch festgehalten hat er sämtliche Standesamtsnachrichten, und das hat seinen besonderen Grund. „Zur Arbeit am Zeitungsarchiv bin ich eigentlich aus genealogischem Interesse gekommen, erklärt der frühere Ingenieur, das heißt, er war auf der Suche nach der Geschichte seiner Familie. „Man kann davon süchtig werden“, meint er. Wieder nur ein paar Klicks: Surendorfs aller Schreibweisen erscheinen auf dem Bildschirm. Zehn Generationen, Tausende von Verknüpfungen, die Kinder und Kindeskinder des Urahnen, der seinerzeit nach Amerika auswanderte – Günter Surendorfs Finger fliegen über die Tastatur. Zu jeder Trefferzeile hat er eine Geschichte.

„Viele Menschen, die das Zeitungsarchiv besuchen, möchten etwas über ihre Vorfahren erfahren“, sagt Goltze. Das Suchen überlässt er dabei lieber seinem Mitarbeiter Surendorf. „Es ist schon faszinierend, wenn sie dann feststellen, dass sie irgendwann vor hundert Jahren gemeinsame Vorfahren hatten“, schmunzelt Goltze über Surendorfs und der Besucher gemeinsame Leidenschaft.

Aber natürlich ist das Archiv nicht nur zum Erstellen von Familienstammbäumen zu nutzen. „Wir hatten auch schon einen Schüler hier, der an einem Referat über die Geschichte des Alfsees arbeitete“, erinnert sich Goltze. „Da konnte man noch richtig was lernen.“

Surendorf ist mittlerweile beim Jahr 1997 angekommen. Fortsetzung folgt.

Das Zeitungsarchiv ist Montag bis Donnerstag von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Wie Bramscher nach Amerika auswanderten

Vortrag beim Heimatverein

Bramscher Nachrichten, 3. März 2014

Jürgen Vortmann HVV Bramsche

Jürgen Vortmann referierte beim Heimat- und Verkehrsverein Bramsche.
Foto: Benz

Bramsche. In einem kurzweiligen Vortrag referierte Jürgen Vortmann am Freitagabend auf Einladung des Heimat- und Verkehrsvereins Bramsche im Fasanenkrug über Hintergründe, Erfahrungen und Schicksale deutscher Auswanderer.

Jürgen Vortmann kann sich selbst als Auswanderer bezeichnen, allerdings in kleinerem Rahmen. Schließlich stammt der Jurist aus Bramsche, mittlerweile arbeitet er aber in seiner Kanzlei in Cloppenburg.

Auf der Grundlage seines Buches „Auswanderer aus dem Kirchspiel Bramsche 1730 bis 1930“ referierte Vortmann über die große Emigrationswelle der damaligen Zeit. „Die Menschen konnten nicht mehr alle Münder stopfen“, brachte er die wirtschaftlichen Probleme einer schnell wachsenden, aber auch zunehmend armen Bevölkerung auf den Punkt.

„Amerika wurde als Paradies angesehen“, weshalb besonders junge Männer dorthin auswanderten, um Geld zu verdienen. Familienangehörige folgten später nach, oder es wurde Geld in die Heimat geschickt. Die Möglichkeit, in der Neuen Welt auf eigenem Grund und Boden Landwirtschaft zu betreiben, lockte Menschen aus ganz Europa an. Auch aus Bramsche und Umgebung entschieden sich viele Menschen für diesen Schritt.

Was Jürgen Vortmanns Ausführungen für Bramscher Heimatfreunde besonders machte, waren die vielen Einzelschicksale, die er recherchiert hatte. So berichtete er von einer Mutter aus Hesepe, die nach dem Tod ihres Mannes mit acht Kindern auswanderte. Oder von einem Mann aus Vörden, der mit der Auswanderung vor der Wehrpflicht floh, in den USA aber in den Bürgerkrieg gezogen wurde. Viele Familiennamen aus Vortmanns Vortrag findet man noch heute in der Bramscher Bevölkerung, was den historischen Ereignissen eine handfeste Verbindung mit der Gegenwart gibt.

Ein weiterer Grund zu emigrieren sorgte für Schmunzeln bei den Zuhörern. In Deutschland hätten heiratswillige Paare zur damaligen Zeit Genehmigungen und einen beträchtlichen Besitz nachweisen müssen, um über die Gemeindegrenzen hinweg heiraten zu können. Da aber auch in den USA unverheiratete Paare nicht gerne gesehen worden seien, fand die Trauung häufig durch den Kapitän noch auf dem Schiff in Bremerhaven statt. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Vermählten nicht kurz vor dem Ablegen wieder von Bord gingen.

„Ich habe großen Respekt vor diesen Auswanderern“, gestand Jürgen Vortmann ein. Die beschwerlichen Umstände und Bedingungen beschrieb er eindrücklich.

Schon die wochenlange Reise nach Bremerhaven, zu Fuß oder auf Pferdewagen, sei schlimm gewesen. Auf den Schiffen wurden die Zustände nicht besser: Fünf Personen haben sich einen Bettkasten teilen müssen, es sei feucht gewesen, und schon nach der Hälfte der Strecke mussten die Passagiere mit abgestandenem Trinkwasser und Maden im Getreidebrei zurechtkommen. Viele Auswanderer seien daher krank und geschwächt in Amerika angekommen. „Dass die Leute solche Strapazen auf sich nahmen, zeigt, wie groß die Not damals gewesen sein muss“, schloss Vortmann.

Matthias Benz

Heimatfreunde setzen auf Kontinuität

HVV Bramsche: Vorstandswahlen und Rückblick auf das Jubiläumsjahr

Bramscher Nachrichten, 4. März 2014

Vorstand Heimat- und Verkehrsverein Bramsche 2014

Der Vorstand mit dem ausgeschiedenen Wilhelm Kuhlmann, Gerd Wippermann, Johann Lülker,

Gerhard Müller, Utta Uhl, Michael Gottlieb und Erich Goltze (von links).
Foto: Matthias Benz

benz – Den Gästen des Heimat- und Verkehrsvereins Bramsche war am Freitagabend die Vorfreude auf das Grünkohlessen offensichtlich ins Gesicht geschrieben. Deshalb begrüßte der Vorsitzende Gerhard Müller die Heimatfreunde mit der augenzwinkernden Erinnerung, „dass wir heute eine Jahreshauptversammlung haben“ im Fasanenkrug.

Bürgermeisterin Liesel Höltermann bedankte sich in einem Grußwort für die vielen Veranstaltungen, die der Heimatverein im Laufe des Jahres durchgeführt hatte, und übergab einen Scheck zur Förderung des Zeitungsarchivs.

Anschließend berichtete der Vorstand von einem ereignisreichen Jubiläumsjahr 2013, in dem das 125-jährige Bestehen gefeiert wurde. Außerdem wurden Bilder vom offenen Singen‘ auf dem Marktplatz, dem Wiehengebirgstag, der Ausstellung im Tuchmacher-Museum und anderen Events gezeigt.

Für die Erfolge auf den Wanderrouten Pickerweg beziehungsweise GMHütter Null wurden Kurt Hawranek, Vera Lehmann, Irene Meyer, Annegret Michel, Gerhard Müller, Erich Tokarski und Udo Uhl mit Urkunden und Anstecknadeln ausgezeichnet.

Bei den Vorstandswahlen kam es nur zu punktuellen Veränderungen. Gerhard Müller, sein Stellvertreter Michael Gottlieb, Kassenwartin Utta Uhl und Archivleiter Erich Goltze wurden in ihren Ämtern bestätigt. Johann Lülker gab aus gesundheitlichen Gründen den Posten des Wanderwarts ab, zu seinem Nachfolger wurde Gerd Wippermann gewählt. Lülker bleibt dem Vorstand aber auch nach 27 Jahren weiter erhalten, er übernimmt künftig die Aufgaben des Schriftführers. Diesen Posten hatte Wilhelm Kuhlmann abgegeben. Gerhard Müller bedankte sich für dessen Arbeit mit einem großen Präsentkorb.

Auch wenn es für jeden Posten nur je einen Bewerber gegeben hatte, betonte Müller im Anschluss, dass die Vereinsmitglieder die richtige Wahl getroffen hatten: „Im Vorstand ergänzen wir uns gut. Jeder bringt seine Stärken ein“, so der Vorsitzende. Mit Kontinuität und der nötigen Erfahrung geht der Heimat- und Verkehrsverein somit auch ins 126. Jahr seines Bestehens.

Ortsrat Bramsche unterstützt BN-Archiv

1000 Euro Zuschuss

Bramscher Nachrichten, 12. März 2014

Surendorf und Goltze HVV Bramsche

Günter Surendorf (links) und Erich Goltze verwalten das Zeitungsarchiv.
Foto: Hildegard Wekenborg-Placke

wek – Der Ortsrat Bramsche unterstützt den Heimat- und Verkehrsverein Bramsche bei der Restaurierung von Jahrgangsbänden der Bramscher Nachrichten mit einem Zuschuss von 1000 Euro.

„Das ist eine klassische Win-Win-Situation“, kommentierte CDU-Fraktionssprecherin Imke Märkl die Absicht des Archivs unter Leitung von Erich Goltze, die alten Bände von der Werkstatt der Heilpädagogischen Hilfe neu binden zu lassen. „Da helfen wir gleich doppelt“, sagte Märkl. Bürgermeisterin Liesel Höltermann zeigte sich dankbar für die Unterstützung. Die Stadt selbst habe keinen Ansatz, um diese wertvolle Arbeit zu fördern. Dagmar Völkmann von den Grünen regte an, auch andere Ortsräte sollten sich mit einem Zuschuss beteiligten, weil das Projekt des Heimatvereins das ganze Stadtgebiet betreffe.

Bramscher Rose wieder da

Bramscher Nachrichten, 22. Mai 2014

Die zuletzt vermisste „Bramscher Rose“ ist wiedergefunden worden. Nach Recherchen des Heimat- und Verkehrsvereins konnte das wertvolle Zeitdokument jetzt im Bauhof der Stadt sichergestellt werden. Der Vorsitzende des HVV, Gerhard Müller, und Rainer Drewes (Kreisheimatbund Bersenbrück) hoffen, dass Wappenscheibe – Durchmesser 1,60 m – bald wieder einen würdigen Platz findet. Die „Rose“ wird übrigens in der Fachliteratur immer wieder erwähnt und soll nun auch in einer Veröffentlichung des Heimatundes über die Kriegsdenkmäler im Altkreis Bersenbrück, die im Herbst erscheint, abgebildet werden.

Bramscher Rose

Foto: Gerhard Müller